Am 7. und 8. März trifft sich die Stahlbranche in den Räumen der ehemaligen Kokerei der Zeche Zollverein auf der Tagung „Zukunft Stahl“ des Handelsblatts. Die Vorstandsvorsitzenden und technischen Entscheider nahezu aller Stahlhersteller aus Deutschland sind angereist, um über die Dekarbonisierung der Branche zu sprechen.
Richtungweisend war dabei die Analyse des CEO thyssenkrupp Steel Bernhard Osburg. Er konstatiert: Trotz des Endes der Kohle und der rückläufigen Rohstahlerzeugung bringt die Branche die größten Investitionen der letzten 50 Jahre auf den Weg. Er benennt das Ziel, bis 2030 rund 20 Mio. t. CO2 einzusparen. Dafür benötigt die Stahlindustrie allerdings 90 % des Wasserstoffs, der bis 2030 zur Verfügung stehen wird. Beim Industriestrompreis gelte es, die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.
Bernhard Osburg stellt außerdem fest: Green Steel ist das Fundament des Green Deals. Politisch brauche es hier die passenden Maßnahmen. So muss Europa eine Antwort auf den Inflation Reduction Act geben. Außerdem verlangt Osburg einen effektiven Handelsschutz für die Branche. Es wird offensichtlich: Neben dem technologischen Paradigmenwechsel der Industrie muss jetzt die Politik nachziehen und die regulatorischen Rahmenbedingungen neu ausrichten.
Klarer Kompass für die Transformation
Die Antwort von Bernhard Kluttig, Leiter der Abteilung Industriepolitik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) folgte direkt im Anschluss. Für das BMWK werde 2023 im Zeichen der Industriepolitik stehen. Die Bundesregierung habe einen klaren Kompass für die Transformation der deutschen Industrie und auch die Dynamik stimme inzwischen, so Kluttig. Ganz oben auf der Agenda stehen erneuerbare Energie Moleküle und Elektronen zu wettbewerbsfähigen Preisen.
Das BMWK arbeitet mit Hochdruck an einem Konzept für einen grünen Industriestrompreis. Carbon contracts for difference befindet sich ebenfalls in einer Überarbeitung. Bernhard Kluttig schließt sich Osburg an, indem auch er eine europäische Antwort auf den Inflation Reduction Act fordert. Carbon Leakage muss dabei verhindert werden. Das US-amerikanische Regelwerk besticht allerdings durch seine Einfachheit in Bezug zur Beihilfe. Kluttig zerstreut schließlich alle Zweifel an dem politischen Kurs und legt sich fest: Man möchte Innovationsführer sein beim Thema klimaneutrale Industrie.
ArcelorMittal: Investitionskurs fortsetzen
Stephane Tondo, Head of technical Decarbonization ArcelorMittal Europablickt weiter in die Zukunft und gibt das Ziel aus, Net Zero bis 2050 erreichen zu wollen. Bis dahin soll nur noch kohlenstoffneutraler Stahl hergestellt werden. Durch den Einsatz von Erdgas möchte ArcelorMittal bereits 65 % der CO2 Emissionen einsparen. Außerdem werde der Investitionskurs fortgesetzt. Dies gilt für grünen Strom, grünen Wasserstoff und die Ressourcensicherung bei Schrotten.
Im Ergebnis zeigt die Tagung „Zukunft Stahl“, dass Stahl der Werkstoff der Zukunft ist. Die Branche lässt sich nicht beirren und investiert in neue Technologien. Es liegt nun an der Politik, diesen Kurs zu stärken und durch die passenden gesetzlichen Rahmenbedingungen abzusichern.