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16. BME-/VDV-Forum Schienengüterverkehr in Berlin beendet

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Autor: Simon Meyer

Datum: 03. Feb. 2023

Der Schienengüterverkehr (SGV) in Deutschland steht in einem harten Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern. Um die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung geforderten 25 Prozent Marktanteil bis 2030 zu schaffen, müssen Verlader und Dienstleister gemeinsam mit der Politik noch stärker an einem Strang ziehen. Das gilt auch mit Blick auf die erfolgreiche Realisierung der ehrgeizigen klimapolitischen Ziele, lautet das Fazit des 16. BME-/VDV-Forums Schienengüterverkehr, das am Donnerstag (2. Februar 2023) in Berlin beendet wurde. Es stand ganz im Zeichen der Stärkung des Verkehrsträgers Bahn.

Weitere Themen der zweitägigen Fachveranstaltung mit mehr als 200 Teilnehmenden waren unter anderem intelligente Verlagerungskonzepte für leichte und schnelle Güter sowie digitale Lösungen im Bereich des SGV und des KV.

Umweltfreundlichstes Landverkehrsmittel

„Die Schiene ist das umweltfreundlichste Landverkehrsmittel. In Zeiten, in denen der Klimawandel weite Teile der Menschen und Unternehmen –alleine schon wegen der Klimaziele- beschäftigt, ist das der größte Trumpf des SGV“, betonte Carsten Knauer, Leiter Sektion Logistik/Referent Fachgruppen des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag nach Abschluss des diesjährigen BME-/VDV-Forums in Berlin.

Jedoch gebe es seiner Meinung nach bei der Digitalisierung, der Transparenz und der Zusammenarbeit noch Aufholbedarf. Die vorhandenen Daten müssten offen und ohne Brüche austauschbar werden. Nur so könne bei der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit eine Verbesserung erzielt werden.

Knauer: „Der BME-VDV-Kongress hat gezeigt, dass ein Miteinander der verschiedensten Akteure – von Verladern über EVU bis hin zu Terminalbetreibern und Speditionen – sehr gut möglich ist. Es ist wünschenswert, dass auf den nächsten Kongressen auch die Politik wieder mit an Bord kommt und aus erster Hand die Anregungen des Sektors aufnimmt.“

Intelligente Lösungen für den effizienten Auf- und Ausbau zukunftsfähiger Transportwege

Der Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Joachim Berends wies darauf hin, dass

„wir weiterhin auch politische Unterstützung benötigen. Das gilt bei der Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zur Straße und das gilt beim Thema Finanzierung. Die Beschleunigung beim Planen und Bauen steht dabei nach wie vor ganz oben auf der Agenda. Wir hatten einen guten Prozess mit allen Beteiligten beim Beschleunigungsprogramm Schiene. Dieser ist jetzt ins Stocken geraten, weil die Bundesregierung sich bei der Prioritätensetzung im Gesetz nicht einig ist. Das ist nicht gut, denn wir brauchen das Beschleunigungsgesetz jetzt sehr zeitnah, um das Eisenbahnnetz zu ertüchtigen und auszubauen. Bei der Finanzierung liegt ebenfalls eine Reihe von Fördermaßnahmen auf dem Tisch des Bundes, die umgesetzt werden müssen. Zuallererst die Richtlinie zur Förderung des Einzelwagenverkehrs.“

Mehr als 200 Teilnehmende

Die mehr als 200 teilnehmenden Verlader aus allen Industrie- und Handelsbereichen sowie Dienstleistern aus dem Eisenbahnumfeld, Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und Bahnspeditionen nutzten das diesjährige Forum, um sich über intelligente Lösungen für den effizienten Auf- und Ausbau zukunftsfähiger Transportwege mithilfe der Schiene auszutauschen.

So informierte Dr. Christoph Hempsch, Head of Sustainability Post & Paket Deutschland der Deutschen Post DHL Group, in seinem Vortrag, dass

„der Ausbau des schnellen, leichten Güterverkehrs wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie“ seines Unternehmens ist. Danach sei die Bahn „eine klimafreundliche Lösung für den überregionalen Transport von Paketen“.

Dafür würden pro Woche mehr als 50 Züge eingesetzt; in den Wochen vor Weihnachten seien es sogar über 70 gewesen. Bereits sechs Prozent aller DHL-Pakete werden laut Hempsch auf der Schiene befördert – vor allem auf langen Transportrelationen.

Bahn sehr gute Alternative

Die Bahn sei „vor allem am Wochenende eine sehr gute Alternative zum Lkw, um Wochenruhezeiten der Lkw-Fahrer zu ermöglichen“.

Hempsch sagte aber auch, dass „die Verlagerung von zeitsensiblen Transporten auf die Bahn ein mindestens ausgewogenes Verhältnis aus Chancen (Emissionsreduktion, Transportkapazität am Sonntag, positive Kundenwahrnehmung) und Risiken (Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Flexibilität bei Mengenschwankung) bieten“ müsse. Er räumte abschließend ein, dass „Bahntransporte in unserem Netzwerk zu deutlich längeren Transportdauern gegenüber dem Straßentransport“ führten.

Für Gerhard Oswald, Geschäftsführender Gesellschafter/Managing Partner der Gomultimodal GmbH, ist die Schiene ein starker Baustein in der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Transportkonzepte. Zum Erreichen der ehrgeizigen Klimaziele sei die Verlagerung von Lkw-Transporten auf den umweltfreundlichen Kombinierten Verkehr ein wichtiger Hebel, betonte Oswald in seinem Vortrag. Für Verlader stelle der KV die ideale Lösung der internen CO₂-Unternehmensziele dar. Der Erfolg der Gomultimodal-Projekte „Ready for Rail“ und „Moovment“ soll vordergründig nicht in Euro, sondern in vermiedenen Tonnen CO₂ gemessen werden. Das große Ziel sei die jährliche Vermeidung von einer Million Tonnen.

Michail Stahlhut, CEO der Hupac, eines Netzwerkbetreibers im intermodalen Verkehr in Europa, machte sich in seinem Statement für den Kombinierten Verkehr (KV) stark. Er erinnerte daran, dass mehr als 30 Prozent des Schienenmarktes in Deutschland dem KV entstamme. Er sei überzeugt, dass der KV bis 2026 der Wachstumstreiber im Modalsplit sein werde, auch wenn gegenwärtig Mängel auf der Infrastruktur disruptive Effekte in der Qualität und Kapazität erzeugen. Stahlhut forderte in diesem Zusammenhang einen Performance-Ruck der Railcommunity.

„Das Bahnsystem muss mehr mit gleicher Zugmenge schaffen. Prioritär ist daher die Erhöhung der Zugslängen auf 740 Meter“, so Stahlhut. Der KV sei „die Speerspitze der CO2-Einsparung. Es braucht einen starken Anspruch an die eigene Leistungsfähigkeit und die Reduktion von Verschwendung auf allen Ebenen. Dafür müssen wir zuerst das nutzen, was wir haben und dann zusätzlich die Kapazität auch der Terminallandschaft ausbauen.“