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Dillinger und Saarstahl steigern operativen Gewinn deutlich

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Autor: Barbara Pflamm

Datum: 12. Apr. 2022

Die Dillinger Gruppe (Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke (Dillinger) mit ihren Tochtergesellschaften) und der Saarstahl-Konzern (Saarstahl AG mit Tochtergesellschaften) blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 zurück. Nach den beiden schwierigen und durch die Pandemie geprägten Jahre 2019 und 2020, konnte eine erhebliche Erholung am Markt festgestellt werden. Nach Jahren mit hohen Verlusten haben die Unternehmen den angestrebten Turnaround geschafft. Das Jahr 2021 wurde mit deutlich positiven Ergebnissen abgeschlossen. Das 2019 angestoßene Kostensenkungsprogramm wurde wie angekündigt, schnell und effektiv umgesetzt. Des Weiteren hat es die definierten Ziele erreicht. Die letzten Maßnahmen des Programms werden in 2022 abgeschlossen.

Durch die Übernahme durch SHS Saarstahl von Saarstahl Rail und Saarstahl Ascoval von Liberty Steel im August 2021 ist es gelungen, Lücken im Produktportfolio zu schließen. So wurden neue Marktbereiche besetzt. Bereits heute kann mit dem CO2-reduzierten Stahl von Saarstahl Ascoval und dem dort installierten Elektrolichtbogen-Ofen den Kunden klimafreundlich produzierter Stahl als Grundlage für ihre Produkte und Wertschöpfungsketten angeboten werden. Mit den Schienen von Saarstahl Rail wird die Mobilitätswende durch die Produktion von Qualitätsschienen – auch mit CO2-reduziertem Stahl von Ascoval – vorangetrieben. Kunden wie SNCF und andere Betreiber vertrauen bereits auf die Schienen aus Lothringen.

Köhler: Jahresabschluss mit EBITDA-Marge von 12 Prozent

Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorstandsvorsitzender von Dillinger und Saarstahl, erläuterte die Geschäftszahlen 2021 bei der gemeinsamen Jahrespressekonferenz der Unternehmensgruppen: „Die Unternehmen haben den Turnaround trotz weiterhin anhaltender Pandemie und der im Jahresverlauf konstant steigenden Rohstoffpreise geschafft. Dillinger und Saarstahl schließen das Jahr 2021 mit der angestrebten EBITDA-Marge von 12 Prozent ab. Dieses Ziel wurde durch den Leistungswillen aller Beteiligten erreicht und bestätigt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Nun gilt es auf diesem Ergebnis aufzubauen und langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu werden. Diese Basis benötigen wir, um die anstehende Transformation zur CO2-neutralen Stahlerzeugung zu meistern.“

Finanzvorstand Markus Lauer ergänzte: „Das Geschäftsjahr 2021 war ein erfolgreiches Jahr für Dillinger und Saarstahl. Besonders deutlich wird dies am operativen Ergebnis (EBIT), den die Unternehmen um 632 Mio. € zum Vorjahr steigern konnten. Dieser Erfolg konnte trotz reduzierter Versandmenge im Vergleich zu den starken Absatzjahren 2017 und 2018 durch angepasste und flexible Betriebspunkte in der Produktion und eine werthaltige Preisgestaltung erzielt werden. Nun streben wir eine dauerhafte Stabilisierung der EBITDA-Marge auf dem erreichten Niveau an.“

Arbeitsdirektor und Personalvorstand Joerg Disteldorf führte die Maßnahmen in seinem Verantwortungsbereich aus: „Wir haben gemeinsam mit der Mitbestimmung an der sozialverträglichen Umsetzung der Einsparungen im Personalbereich im Rahmen des 2019 gestarteten Kostensenkungsprogramms gearbeitet und bereits zum großen Teil umgesetzt. Durch die gute Zusammenarbeit konnten gemeinsame Erfolge erzielt und auf ursprünglich geplante Outsourcing-Projekte verzichtet werden. Für die Saarschmiede konnte so ein tragfähiges Zukunftsszenario entwickelt werden. Unser Ziel ist es weiterhin, den Generationenvertrag zu erfüllen und die Beschäftigung in der saarländischen Stahlindustrie langfristig zu sichern. Wir bleiben weiterhin mit rund 500 Auszubildenden bei Dillinger und Saarstahl der bedeutendste Ausbildungsbetrieb in der Region.“

Geschäftsverlauf / Entwicklung von Umsatz und Ergebniszahlen

Dillinger und Saarstahl profitierten von der guten Konjunktur und gestiegenen Nachfrage aus der Automobilindustrie, der Energiebranche und dem Maschinenbau. Die hohe Nachfrage führte zu einer positiven Preisentwicklung in den einzelnen Segmenten. Diese Entwicklung zeichnete sich bei Draht und Stab von Saarstahl bereits in den letzten Monaten des Jahres 2020 ab. Sie setzte sich in 2021 kontinuierlich fort. Diese Entwicklung ist vor allem auf das Wiederanfahren der Produktion in der Automobilindustrie zurückzuführen. Bei Dillinger setzte die Erholung im ersten Halbjahr 2021 ein. Treiber war hier die stetig steigende Nachfrage nach superschweren Grobblechen aus dem Offshore-Windbereich. Auch die Nachfrage aus weiteren Kernverbrauchersegmenten wie Maschinenbau, Stahlbau und Handel stieg weiter an. Lediglich die Nachfrage aus dem Bereich Linepipe hat sich in 2021 weiter reduziert. Durch die Anpassung und Flexibilisierung der Betriebspunkte von Dillinger und Saarstahl wurde ein wirksames Instrument zur Steuerung und schnellen Anpassung der Produktion an Veränderungen im Markt geschaffen.

Pandemische Lage prägt die Investitionen bei Dillinger und Saarstahl

Die Umsatzerlöse der Dillinger Gruppe stiegen um 38,6 % auf 2,281 Mrd. € (Vorjahr: 1,645 Mrd. €). Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der Dillinger Gruppe belief sich auf 201,1 Mio. € (2020: – 68,9 Mio. €). Das EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, betrug 80,1 Mio. € (2020: – 192,8 Mio. €). Die Investitionen in der Dillinger Gruppe standen bei 42,2 Mio. € (2020: 41,7 Mio. €). Die Umsatzerlöse des Saarstahl-Konzerns stiegen um 64,9 % auf 2,777 Mrd. € (Vorjahr: 1,684 Mrd. €). Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) des Saarstahl-Konzerns betrug 281,5 Mio. € (2020: – 70,4 Mio. €) und das EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, 187,9 Mio. € (2020: – 171,2 Mio. €). Die Investitionen im Saarstahl-Konzern belief sich auf 37,6 Mio. € (2020: 61,6 Mio. €).

Die Investitionen von Dillinger und Saarstahl in 2021 waren geprägt von der allgemeinen pandemischen Lage. Dennoch konnten die geplanten Projekte erfolgreich abgeschlossen werden. Neben der Investition in mehrere neue Kräne im LD-Stahlwerk Völklingen und dem Walzwerk Burbach wurde in Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes investiert. So konnte im Bereich der Zentralkokerei Saar GmbH (ZKS) die Hochdruckkoksgaswäsche in Betrieb genommen werden und die Rundkühlerentstaubung mit Wärmerückgewinnung an der Sinteranlage 3 (Investition 28 Mio. €) der ROGESA Roheisengesellschaft Saar (ROGESA) – einer gemeinsamen Tochter von Dillinger und Saarstahl –mit der Abnahme im September 2021 abgeschlossen werden.

Ausblick 2022

Dillinger Gruppe und Saarstahl-Konzern sind mit einer guten Nachfrage und weiterhin hohen Margen in das neue Geschäftsjahr gestartet. Die Unternehmen gehen weiterhin von einer guten Auslastung in 2022 aus. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und der daraus entstandene Krieg und die damit verbundenen Folgen können jedoch ein massives Abbremsen der Wirtschaftsentwicklung bewirken und Auswirkungen auf die Unternehmen haben. Auch Corona kann weiterhin Einfluss auf die Wirtschaft nehmen. Auf Grund dieser Situation ist von weiteren signifikanten Preisanstiegen bei Rohstoffbeschaffung und Energiekosten auszugehen. Die Integration und strategische Ausrichtung von Saarstahl Rail und Saarstahl Ascoval wird weiter vorangetrieben und neue Marktsegmente erschlossen. Dillinger wird weiter in das wachsende Segment Offshore-Wind investieren und weitet die Produktion superschwerer Bleche für diesen Markt aus.

Der Weg zum klimaneutralen Stahl

Dillinger und Saarstahl arbeiten weiter an dem Ziel einer CO2-neutralen Stahlerzeugung im Einklang mit den EU-Klimazielen und leiten die nächsten Schritte der Transformation ein. Die Unternehmen haben eine dreiphasige Strategie entwickelt, mit der sie das Ziel der CO2-Neutralität bis 2045 erreichen werden. Es wurde bereits eine erste Projektskizze für ein E-Ofen-Projekt am Standort Dillingen zur Bewertung eingereicht. Eine interdisziplinäre Projektgruppe hat mit der Arbeit am Transformationsprojekt begonnen. Damit die Transformation gelingt, werden wir verstärkt den strukturierten Dialog mit der Politik suchen und etablieren, damit auf Bundes- und EU-Ebene gemeinsam die Weichen für den Erfolg gestellt werden können. Es ist dringend erforderlich, schnell den Einstieg in den industriellen Hochlauf der Transformation durch die Schaffung angemessener politischer Rahmenbedingungen zu gewährleisten.

Die politischen Entscheidungen in Berlin und Brüssel müssen bis Mitte 2022 getroffen werden. Daher muss nun in einigen Punkten rasch Klarheit geschaffen werden. Der EU-Emissionsrechtehandel muss an die Anforderungen der Transformation angepasst werden. Notwendig ist ein verlässlicher Carbon-Leakage Schutz mit der kostenlosten Zuteilung von Zertifikaten als zentralem Instrument in der Hochlaufphase bis 2030. Innerhalb des CO2-Grenzausgleichs (CBAM) sollten die freie Zuteilung von Emissionsrechtezertifikaten und die Strompreiskompensation auf dem bis 2030 vorgesehenen Niveau fortgeführt werden. Die Benchmark-Definitionen müssen beibehalten werden und dürfen keine CO2-armen und –freien Technologien einbeziehen.

EU-Kommission soll IPCEI-Projekte nicht mehr blockieren

Es droht eine Absenkung des Roheisenbenchmarks um mehr als 40 % und damit eine weitere Verknappung von Zertifikaten und immensen Mehrkosten zu Lasten der Transformation. Die Klimaschutzverträge müssen so ausgestaltet werden, dass die neuen Verfahren auch international wettbewerbsfähig sind und erhöhte Betriebskosten und Investitionsrisiken abgefedert werden. Die Blockade bei der EU-Kommission zu den Projekten der Stahlindustrie (Innovationsfonds und IPCEI) muss aufgelöst werden. Bei der Überführung der IPCEI-Projekte in den neuen Beihilferahmen darf es nicht zu Einschnitten oder Verzögerungen kommen. Darüber hinaus muss ein Transformationsfonds Stahl geschaffen werden, der bis 2030 Planungssicherheit über die anstehenden Legislaturperioden hinweg gewährleistet.

Dr. Karl-Ulrich Köhler zeigt sich dennoch optimistisch: „Die Produkte von Dillinger und Saarstahl sind bereits heute Teil der Energie- und Mobilitätswende. Diesen Weg werden wir weiter konsequent ausbauen. Wir werden den Weg zur klimaneutralen Produktion weiter verfolgen und die nächsten Meilensteine auf dem Weg erreichen. Die Transformation ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Wenn es uns gelingt, gemeinsam mit der Politik in Deutschland und Europa die dringend notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, werden wir diese Herausforderung meistern und eine Erfolgsgeschichte schreiben.“